Wehrmacht: großer Nachlass des Ritterkreuzträgers Oberfeldwebel Johann Oeckenpöhler, 8./Kampfgeschwader 27

Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz 1939, eine klassische frühe Fertigung der Firma C.E. Juncker, Berlin. Geschwärzter Eisenkern an Silberzarge mit dem typischen Juncker-Bandring, am getragenen original Halsband. 
Deutsches Kreuz in Gold, schwere Fertigung der Fa. Deschler, München. Rückseitig mit 4 Nieten, auf der Nadel mit "1" gestempelt. Deutlich getragen, auf der Rückseite mit eingekratzter Trägerbezeichnung "Joh. Oeckenpöhler Hiltrup i. Westf.", das Nadelscharnier wurde während des Krieges neu verlötet. Eisernes Kreuz 1939 1. Klasse, Ausführung für die Schraubscheibe. Ebenfalls stark getragen, die rückseitige Schraubscheibe fehlt. 
Frontflugspange für Kampfflieger in Gold mit Anhänger, Fertigung aus Buntmetall, der Anhänger Feinzink vergoldet. Deutlich getragen.
Dazu ein original Portraitfoto in Postkartengröße, Oeckenpöhler als Oberfeldwebel in leichter Sommerfeldbluse mit allen Auszeichnungen, rückseitig mit eigenhändiger Widmung an seine Familie "Sinferopol, 29.6.43. Am 2.6.43. erhielt ich das Ritterkreuz. Euer Sohn u. Bruder Hansi." Das Foto wurde wohl viele Jahre in der Brieftasche mit sich geführt, mit deutlichen Knicken und Einrissen, Zustand 3. Dazu ein handschriftlicher Zettel des 1. Besitzers der Orden, um 1960 "Johann Oeckenpöhler Hiltrup + Sinferopol 27.6.1943, RK am 2.6.43". 

Johann-Peter Oeckenpöhler wurde am 1.9.1917 in Hiltrup i. Westfalen geboren. Bereits als Jugendlicher war Oeckenpöhler Segelflieger und trat 1936 in die Luftwaffe ein. Bis Ende 1938 wurde er zum Flugzeugführer ausgebildet, um dann zur 8./KG 154 "Boelcke" versetzt zu werden. Mit dieser am 1.5.1939 in 8./KG 27 umbenannten Staffel nahm er am Polenfeldzug teil, Verleihung des EK 2 am 16.9.1939. Am 10.5.1940, dem 1. Tag des Westfeldzugs, mußte er bei nach einem Luftkampf mit seinem verwundeten Bordmechaniker Uffz. Franz Löseke in Münster-Loddenheide notlanden (He111, 1G + ES). Am 22. Mai 1940 wurde seine He111 1G + AS von britischen Jägern bei Carelles, ca. 35 km nordwestlich von Arras abgeschossen. Diesmal wurde der Bordschütze Uffz. Helmut von Borstel getötet. Oeckenpöhler geriet zusammen mit seiner überlebenden Besatzung nach der Bruchlandung in englischen Gefangenschaft. Die 3 Männer konnten aber einige Tage später bei Dünkirchen entkommen und sich zu den eigenen Linien durchschlagen.
Nach über 50 Feindflügen gegen England von August 1940 bis Mai 1941 (Verleihung des EK 1 am 10.-7.1940), u.a. auf Ziele in den Räumen Coventry, Birmingham, Glasgow und Belfast, verlegte Oeckenpöhler im Juni 1941 mit der III./KG27 an die Ostfront. Hier konnte er sich im Südabschnitt durch Einsätze bei den Kämpfen um Kertsch und Sewastopol auf der Krim sowie beim Vormarsch auf Stalingrad auszeichnen. Dabei mußte Oeckenpöhler mit seiner Besatzung am 7. Juli 1942 nach Beschuß seiner He111 bei Kolokia mit dem Fallschirm über den eigenen Linien abspringen.Nachdem er Ende 1941 seinen 100. Feindflug absolviert hatte, kehrte er bereits am 22.8.1942 von seinem 300. Feindflug zurück. Daraufhin erhielt er am 15.9.1942 die Frontflugspange in Gold mit Anhänger. Von Oeckenpöhlers nachfolgenden Einsätzen sind die Angriffe im Rahmen des Unternehmens "Zitadelle", am Kuban sowie bei den Abwehrkämpfen auf der Krim und in der Ukraine hervorzuheben. Während dieser Einsätze konnte er u.a. vor Kertsch 2 Frachter und auf der Wolga 2 Flusskähne versenken sowie bei der Eisenbahnjagd 2 Ölzüge vernichten. Ferner gelang ihm durch Bombenvolltreffer die Zerstörung einer Ölraffinerie. Nach 350 Feindflügen wurde Oeckenpöhler am 2. Juni 1943 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.
Nach der Rückverlegung des KG 27 in das Reichsgebiet im August 1944 erfolgte seine Kommandierung zu einem Offizierslehrgang. Als Leutnant kehrte er Anfang 1945 zum III./KG (J) 27 nach Wels zurück und schulte dort noch auf Fw 190 um, kam aber mit dem neuen Flugzeug nicht mehr in den Kampfeinsatz.
Insgesamt 423 Feindflüge im Westen und Osten. Oeckenpöhler wurde 13 mal abgeschossen, wobei er zweimal mit dem Fallschirm abspringen und 11 mal seine beschädigte Maschine notlanden mußte.
Johann-Peter Oeckenpöhler starb am 14.8.1980 in seiner Heimatstadt Hiltrup in Westfalen.

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